Datum: 20.01.2022, 19:00 Uhr
Ort: Online via Zoom

Der Begriff der Identität bzw. der Geschlechtsidentität hat erst relativ spät – Mitte des 20. Jahrhunderts – als eigenständiges Konzept Eingang in die psychoanalytische Theoriebildung gefunden. Seitdem scheint „Identität“ quer über die psychoanalytischen Schulengrenzen hinweg zu einem zentralen Konzept in der Psychoanalyse geworden zu sein.

Eine stabile, binäre Geschlechtsidentität gilt in psychoanalytischen Ansätzen als Garant für psychische Gesundheit und für eine reife psychische Entwicklung. Sie wird meist ausgehend von der Anerkennung der Kastration und der ebenso binär gefassten Geschlechterdifferenz gedacht – beides wird wiederum als zusammenfallend mit dem Eintritt in das Symbolische verstanden. Diese Zäsur macht Individuen zu sprechenden und bedeutungsstiftenden Subjekten und verortet die Dissident*innen dieses ödipal-heteronormativ-binären Systems – Homosexuelle, Queers und Transpersonen – in einer letztlich außerhalb des Symbolischen liegenden pathologischen Position. Ausgehend von einer kritischen Auseinandersetzung mit (Geschlechts-)Identität und binär gefassten Vorstellungen von Differenz, möchte der Vortrag unter Rückgriff auf die Ansätze Jean Laplanches zeigen, dass die Sexuierung und die symbolische Subjektwerdung in der Psychoanalyse sehr wohl jenseits von binären Identitäts- und Differenzpositionen gedacht werden können, da die Alterität von Beginn an konstitutiv für das Subjekt ist.

Vortragende:
Mag.a Dr.in Esther Hutfless ist eine Wiener Philosoph*in und Psychoanalytiker*in. Sie* ist Universitätslektorin, Mitglied im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse und der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Ihre* Forschungsfelder beinhalten: Poststrukturalismus, Dekonstruktion, feministische Philosophie, Écriture féminine, Psychoanalyse und Queer Theory.

Anmeldung:
Anmeldung an agnes.stephenson@sfu.ac.at
Forschungsaktivität: Online-Vortrag

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