Populismus, Verschwörungstheorien und autoritärer Charakter – Psychodynamische Aspekte gesellschaftlicher Prozesse

Nachdem Sigmund Freuds erstes Modell der menschlichen Psyche einzig und allein das Subjekt in den Fokus rückte, betrachtete er in seinen späteren Schriften das kollektive Wir als Kultur-Über-Ich. Die Mehrdeutigkeit dieses Begriffs umfasst einerseits die pluralistische, demokratische Grundhaltung gegenüber der Gesellschaft, auf die sich das Ich bezieht und andererseits die gegenteilige, exkludierende Berufung auf eine Ethnie, eine Rasse, eine Nation oder eine Kultur.

Der zentrale Anspruch des Populismus liegt darin, dass ein „Wir“ zur zentralen Bezugsgröße erhöht wird und damit den alleinigen Anspruch darauf hat, als Repräsentant des Volkes zu gelten. Die Auseinandersetzung mit dem Persönlichkeitsmerkmal des Autoritären Charakters findet sich erstmals bei Wilhelm Reich und bei Erich Fromm und wurde durch Theodor W. Adorno bekannt. Es handelt sich um eine antidemokratische Grundhaltung, die sich einerseits in der Bereitschaft zur Unterwerfung unter eine Autorität und andererseits in extrem dominantem Sozialverhalten und konventionellen Moral- und Lebensentwürfen zeigt. Ausgehend von klassischen tiefenpsychologischen Theorien werden Erklärungsmodelle für gesellschaftliche Phänomene diskutiert und vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen kontextualisiert.

Vortragende: Univ.Ass.in Mag.a Agnes Stephenson, SFU Linz

Termin: 05.10.2021, 19:00 via Zoom

Anmeldung notwendig unter agnes.stephenson@sfu.ac.at
Die Zugangsdaten werden Ihnen zeitnah zugeschickt.