Passepartout eines Rätsels – Psychoanalyse in Zeiten von Queer- & Trans-Theory
am 23.03.2021 um 18:30 Uhr, ONLINE via Zoom

Zum Vortrag

Klassische psychoanalytische Theoreme scheinen uns oft nicht mehr adäquat, um zeitgenössische Formen psychosexueller Realität zu konzeptualisieren und damit zu ihrem metapsychologischen Verständnis beizutragen. Dabei können wir – wie der amerikanische Queer Theoretiker Tim Dean feststellt – den Beginn der Queer Theory eigentlich bei Freud ansetzen. Mit seinem Denken der psychischen Bisexualität, der Dekonstruktion der Entgegensetzung von „normal“ und „pervers“, von homo- und heterosexuell usw. hat Freud den Weg queerender Denkbewegungen in und mit der Psychoanalyse geebnet. Wie ist es zu der eigentümlichen Diskrepanz in der Rezeption der Psychoanalyse gekommen, dass die anfänglich progressiven Denkwege bisweilen in allzu starre Konzepte mündeten? Welche aktuellen Ansätze bietet die Psychoanalyse heute, um Queere und Trans*-Problematiken zu verstehen, um Subjekte und Identitäten im Prozess denken zu können?

Zur Vortragenden

Elisabeth Schäfer ist Philosophin am Institut für Philosophie der Universität Wien, wo sie seit 2010 unterrichtet. Zu ihren Forschungs- u. Lehrbereichen gehören: Dekonstruktion, Queer-Feministische Philosophie, Haut und Körper in der abendländischen Philosophie, Écriture feminine, Schreiben als künstlerische Forschung, Performance Philosophy. Derzeit ist sie Post-Doc-Mitarbeiter*in im Forschungsprojekt „Performing Primal Communism“ [AR 568] an der Akademie der Bildenden Künste, das sich einer kritischen Aufarbeitung der Geschichte und Rezeption der Aktionsanalytischen Organisation (AAO) von Otto Mühl, auch „Mühl“-Kommune genannt, widmet und eine ethisch-ästhetische Sensibilisierung im Umgang mit der Geschichte sowie der „Kunst“-Produktion dieser Kommune einfordert. Gemeinsam mit Tanja Traxler hat Elisabeth Schäfer 2020 die Forschungsanbahnungsförderung der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien MUK für das Forschungsprojekt „Critical Contact Zones. Exploring the Entanglement of Art, Science, Philosophy, and Society in Climate Change“ erhalten.

Elisabeth Schäfer ist Mitherausgheber*in der ersten deutschen Übersetzung von Hélène Cixous’ berühmten Essay Le Rire de la Méduse (Passagen, 2013), als auch Autor*in zahlreicher Artikel und Essays, z. B. Writing as Artistic Research, in: Ruth Mateus-Berr, Richard Jochum (Hg.): Teaching Artistic Research. Conversations Across Cultures. Berlin: De Gruyter 2020, 60-70; Open Text – Open Performance: Hélène Cixous and Ariane Mnouchkine, zusammen mit Esther Hutfless und Gertrude Postl, in: Laura Cull Ó Maoilearca, Alice Lagaay (Hg.): The Routledge Companion to Performance Philosophy. New York: Routledge 2020, 330-334; Dora mit Medusa. Gibt es ein hysterisches Schreiben als subversive Revolution?, in: texte. psychoanalyse. ästhetik. kulturkritik. Herausgegeben von Ulrike Kadi, August Ruhs, Karl Stockreiter, Gerhard Zenaty. Wien: Passagen Verlag 3/2019, 91-110